Kirche Unterröppisch

Allerheiligen Kirche Unterröppisch

Der Grundstückstausch der Gräfin Jutta mit den Mönchen von Mildenfurth im Jahre 1238 besiegelte die Trennung von Röppisch in das Obere und das Untere Dorf, das schließlich in den Besitz des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach kam. Beide Dörfer gehörten zwei verschiedenen Territorialstaaten an und wurden durch den Bach in Unterröppisch als Landesgrenze geteilt. Diese Teilung ist der Grund, warum es in unserem Ort zwei Kirchen gibt. Unterröppisch gehörte vom 12.Jhdt. bis 1919 zum Amt Weida. Der querrechteckige Chor der heutigen Kirche stammt aus romanischer Zeit. Bei Einführung der Reformation im Amt Weida im Jahr 1529 wurde die Kapelle als Hilfspriesterstelle des Klosters Mildenfurth aufgeführt. Demzufolge hatte die Kirche damals bereits einen Taufstein und besaß das Pfarrrecht. Jedoch wurde sie nicht zur Pfarrkirche erhoben, sondern kam 1515 als Filialkirche zur Pfarrei Sirbis. Erst 400 Jahre später, im Jahr 1955, wurde dann Unterröppisch mit Gorlitzsch und Schafpreskeln Filial von Lusan. Die Kirche steht am Ortsausgang auf einem kleinen Hügel, einem mäßig hohen Bergsporn. Der Hügel ist südlich und östlich von einem künstlichen Graben begrenzt. Vermutet wird, dass hier ein alter Slawenwall mit einer Turmhügelburg gestanden hat, um sich eindringender Feinde zu erwehren. Bewiesen hingegen ist eine frühmittelalterliche Siedlung aus dem 11.-13. Jhdt. in der Nähe der Kirche. Diese wurde 1934 von Bruno Brause, einem Geraer Heimatforscher, beim Bau der Umgehungsstraße B92 entdeckt. Damit wurde Röppisch vom Verkehr entlastet und die Straße entlang der Bahnlinie nach Gera verlegt. 2013 wurden dann nochmals vor der endgültigen Versiegelung durch den Neubau der Bundesstraße Grabungen durchgeführt. Dabei wurden in Kirchennähe Reste von Pfosten- und Grubenhäusern sowie verschiedene Keramik freigelegt. Doch zurück zu unserer Kirche, die man von der Straße aus mit ihrem gedrungenen Turm kaum wahrnimmt.

Kirche UnterroeppischDie rundbogige Blende an der Ostseite des Chores lässt darauf schließen, dass sich hier einstmals nach Osten hin eine Apsis angeschlossen hat. Möglich ist, dass an den Chor bald auch das Langhaus angebaut worden ist, denn es zeigt noch den romanischen Stil. Die Fenster sind rundbogig. In das Turmerdgeschoß ist das Mauerwerk der alten Kapelle einbezogen. Darauf wurde später, ohne dass sonst übliche Mittelgeschoß, ein quadratischer und beschieferter Oberbau mit Zeltdach aufgebaut. Das Innere der Kirche weist außer dem romanischen Triumphbogen keine alten Bauteile auf. Nachweisbar ist, dass am Aufbau der Kirche der berühmte Zimmermeister Daßler aus Weida tätig war. Er wurde 1705 geboren und baute unter anderem die Kirchen in Köckritz, Markersdorf und Kleinbocka auf. Die Ausstattungsstücke entstammen dem ausgehenden 19.Jahrhundert und zeigen den Zustand der Erneuerung von 1893. Der massive Steinblock im Altarraum trug wahrscheinlich früher einen gotischen Flügelaltar. Vom alten Pfarrgestühl führt der Zugang zur Kanzel im Durchbruch durch die Triumphbogenwand. Die alte Holzbalkendecke mit dem Fischgrätenmuster vergangener Jahrhunderte ist besonders schön anzusehen. „Höhepunkt“ im wahrsten Sinne des Wortes ist jedoch die kleine Glocke im Turm. Sie stammt aus dem Jahr 1475 und ist somit zwei Jahre „jünger“ als die Glocke von St. Ursula in Lusan. In ihr ist der Bittruf „o rex gloria veni cum pace“ eingegossen. Es ist die Bitte um die Gabe des Friedens, den Gott denen verleiht, die sein Wort hören und glaubend vertrauen.

Nicht zu vergleichen mit dem Alter der Glocke ist die eingebaute Orgel. Sie wurde 1890 vom Geraer Orgelbauer Carl Friedrich Zillgitt erbaut. Er stammt aus Elbing, erlernte sein Handwerk in Borna und kam durch Heirat nach Gera. Hier erbaute er zwischen 1889 bis 1895 insgesamt 8 Orgeln in und um Gera.
Nach dem Jahr 1900 sind an der Kirche keine größeren Baumaßnahmen mehr durchgeführt worden. Um das Jahr 1980, Pfarrer Geipel hatte mittlerweile die Gemeinden Lusan und Röppisch übernommen, begann man den Erhalt der Kirche zu sichern. Besonders die Lusaner Junge Gemeinde, die Kirchenältesten sowie Gemeindeglieder waren dabei aktiv. Die Eigenleistungen wurden von der Denkmalpflege in Erfurt anerkannt und die nötigen Geldmittel zur Verfügung gestellt. Durch die Umverteilung von Geldern, die für die Salvatorkirche vorgesehen waren, konnte der Außenputz- und Anstrich, neue Fenster, Ausbesserung der Grundmauern, eine Drainage sowie Innenarbeiten finanziert werden.
Weihnachten 1992 feierte man dann in der übervollen Kirche den Abschluss der Renovierung. 30 Jahre sind seitdem vergangen und die Erhaltung von zwei Kirchen nebst Friedhöfen und einem Gemeindehaus wurde für die kleine Gemeinde immer schwerer. So entschloss man sich, das Gemeindehaus mit dem Grundstück aufzugeben. Nach dem Anschluss an das öffentliche Abwassernetz und der Erneuerung des Daches begannen im vorigen Jahr die Bauarbeiten in der Kirche. Hier entsteht nun der neue Gemeinderaum. Er wird als Versammlungsraum der Gemeinde, aber auch als Winterkirche genutzt werden. Die notwendigen Arbeiten wurden von Fachfirmen und von vielen freiwilligen Helfern ausgeführt.

Ansichten